Walters 1. HT-UT-Regel: Eigenschaften und andere Beifügungen

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Eine Übersicht über alle Regeln gibt der separate Beitrag „Walters Regeln zur inhaltlichen Erschließung“.

Im Folgenden wird die erste Regel zum Zusammenspiel von Hauptthema (HT) und Unterthema (UT) vorgestellt.

Eigenschaften

Als Unterthemen (UT) eignen sich immer die Eigenschaften von irgendwas. Dieses „Irgendwas“ sollte natürlich etwas sein, das überhaupt Eigenschaften haben kann, also: ein Gerät, ein Material, eine Methode usw.

Umgekehrt: Eine Eigenschaft eignet sich – von wenigen Ausnahmen abgesehen – nicht als Hauptthema (HT)!

Beispiel:

Dies ist ok:

octahedral complexes, photophysical properties 34

aber diese Variante geht nicht!:

photophysical properties, octahedral complexes 34

Auch dann, wenn es zu weiteren Stoffen/Materialien „photophysical properties“ gäbe und von daher ein Array mit dem HT „photophysical properties“ gebildet werden könnte, sollte diese Variante vermieden werden! Also:

Eine Eigenschaft darf nicht einziger Inhalt eines HT sein!

Eigenschaften sind einfach zu allgemein, um für sich allein als HT zu taugen!

Ein einzeln stehender Eintrag mit einer Eigenschaft als HT würde wie der Rest einer unvollendeten Bearbeitung des Registers wirken.

Ein Array mit einer Eigenschaft als Haupteintrag würde beim Leser die Erwartung wecken, dass in diesem Array wirklich sämtliche Fundstellen der Eigenschaft, die im Buch vorkommen, aufgeführt sind. Kann der Indexer das nicht garantieren, darf es dieses Array nicht geben.

Zu bedenken ist auch, dass Eigenschaften als Haupteinträge ein Register in einem nicht sinnvollen Maße aufblähen würden, denn eines ist klar: Die Permutationen solcher Einträge müssten auf jeden Fall im Register erscheinen. Der Grund ist, dass bei diesen Permutationen die Gegenstände, die die Eigenschaften haben, zu Hauptthemen würden. Das aber wäre nicht nur erlaubt, sondern erwünscht. Das heißt, Arrays mit Eigenschaften als Haupteinträgen sind immer nur Ergänzungen (Double Postings) zu Einträgen oder Arrays, die sowieso im Register enthalten sind oder sein sollten.

Eigenschaft in Kombination mit anderem Wort

Ein anderer Fall liegt vor, wenn die Eigenschaft nicht allein ein HT bildet, sondern in Kombination mit einem anderen Wort auftritt. Der typische Fall ist die Kombination aus Adjektiv und Substantiv.

Es spricht z. B. überhaupt nichts dagegen, die folgenden Einträge zu bilden:

multielemental nanorods 45
nonmagnetic core-shell nanomaterials 287

Hier sind „multielemental“ und „nonmagnetic“ Adjektive zu den Substantiven „nanorods“ bzw. „nanomaterials“.

Als Regel kann man sich merken:

Die natürliche Reihenfolge von Adjektiv und Substantiv eignet sich grundsätzlich als Hauptthema.

Aber die Permutation davon sollte ebenfalls ins Register aufgenommen werden. Das heißt, das obige Beispiel würde die Aufnahme der Einträge

nanorods, multielemental 45
core-shell nanomaterials, nonmagnetic 287

nach sich ziehen.

Manchmal muss überlegt werden, ob tatsächlich ein Double Posting nötig ist, oder ob nur eine „Richtung“ im Register erscheinen soll. Umfangsbeschränkungen könnten z. B. der Grund für eine solche Überlegung sein. In den meisten Fällen dürfte dann der Reihenfolge „Substantiv als HT, Eigenschaft als UT“ der Vorzug zu geben sein. Die Entscheidung hängt aber von den erwarteten Bedürfnissen der Zielgruppe ab und davon, welcher Stil im Register insgesamt gewählt wurde.

Typen von Beifügungen

Eigenschaften sind nur ein Typ von Beifügungen, mit denen sich ein Hauptthema näher beschreiben lässt.

Das nachfolgende Beispiel zeigt die möglichen Fälle:

casting
– chill 357, 424
– continuous 339
– creep resistance 89
– die see die casting
– Elektron 675 33
– high pressure 390
– investment 158
– microstructure changes 352
– quality improvement 357
– temperature 251
– thin-wall complex component 158
– twin roll see twin roll casting

Insgesamt lassen sich hier (und überhaupt) vier verschiedene Typen von Beifügungen unterscheiden:

  • Modifier: z. B: „chill“ (chill casting), „die“ (die casting)
  • Kontexte: Elektron 675 (casting „von was“: von Elektron 675)
  • Eigenschaften: creep resistance (welche Eigenschaft von casting: creep resistance), microstructure changes (welche Eigenschaft von casting: microstructure changes)
  • Wortfortsetzungen: quality improvement (casting quality improvement), temperature (casting temperature)

Modifier sind nähere Bestimmungen in Form von Adjektiven oder Substantiven. Im vorstehenden Beispiel treten Substantive („chill“ und „die“) als Modifier auf, sie bilden mit dem Hauptthema einen zusammengesetzten Begriff. In deutschsprachigen Indexen treten solche Begriffe meistens als ein einziges (zusammengesetztes) Wort (z.B. „die casting“ –> „Druckgießen“ oder „Spritzguss“) auf, wobei dann das Kennzeichen des Modifiers nicht mehr da ist. Aber auch im Deutschen gibt es neben Adjektiven andere Modifier.

Beispiele:

Geiger-Müller-Zählrohr (hier ist „Geiger-Müller“ Modifier von „Zählrohr“)
Prinzip der kleinsten Wirkung („Prinzip der“ als Modifier von „kleinste Wirkung“ oder „Prinzip der kleinsten“ als Modifier von „Wirkung“)

Diese Themen könnten in einem Register zu folgenden Einträgen führen:

Geiger-Müller-Zählrohr  X
kleinste Wirkung, Prinzip der  Y
Prinzip der kleinsten Wirkung  Y
Wirkung, Prinzip der kleinsten  Y
Zählrohr, Geiger-Müller-Zählrohr  X

Kontexte sind nähere Bestimmungen, die Zusammenhänge aufzeigen (siehe auch den Beitrag „Walters 1. UT-Regel: Kontextfindung und Hierarchieprinzip„). Im obigen Beispiel ist Elektron 675 ein Gerät, das zum Gießen verwendet wird. Der Eintrag „casting, Elektron 675“ soll auf diesen Zusammenhang hinweisen. Im Register gibt es auch einen Haupteintrag  „Elektron 675“ mit mehreren Untereinträgen, u. a. dem Untereintrag „Elektron 675, casting“, in dem „casting“ eine Eigenschaft von „Elektron 675“ beschreibt.

Eigenschaften beschreiben das, was das Wort ausdrückt: Eigenschaften eines Gegenstandes. Näheres dazu: siehe oben.

Wortfortsetzungen treten auf, wenn man einen zusammengesetzten Begriff (im engeren Sinn: ein zusammengesetztes Wort) auseinandernimmt und den ersten Teil des Mehrwort-Konstruktes als Hauptthema, den zweiten Teil als Unterthema behandelt. Das Unterthema wäre dann die Wortfortsetzung. Im obigen Beispiel ist das bei

casting
– quality improvement 357
– temperature 251

der Fall. Denn es handelt sich um die Begriffe „casting quality improvement“ und „casting temperature“. Zu einem Problem werden Wortfortsetzungen in erster Linie in der englischen Sprache, weil hier ein Begriff oft aus mehreren separaten Worten gebildet wird. Im Deutschen würde man  „Gussqualitätsverbesserung“ oder „Gusstemperatur“ schreiben und käme nicht auf die Idee (oder sollte keinesfalls auf die Idee kommen), die Begriffe auseinanderzureißen und die Registereinträge

Guss
– -qualitätsverbesserung
– -temperatur

daraus zu machen.

Regel: Zusammengesetzte Begriffe immer zusammenlassen.

Diese Regel gilt sowohl im Deutschen als auch im Englischen.

Das heißt, der Registerausschnitt, der oben gezeigt wird, dürfte so eigentlich nicht veröffentlicht werden. Besser (wenn auch noch nicht optimal) wäre:

casting
– chill 357, 424
– continuous 339
– creep resistance 89
– die see die casting
– Elektron 675 33
– high pressure 390
– investment 158
– microstructure changes 352
– thin-wall complex component 158
– twin roll see twin roll casting
casting quality improvement 357
casting temperature 251

Hier bilden „casting quality improvement “ und „casting temperature“ eigene Einträge außerhalb des Arrays „casting“.

Auf den Themenkomplex Modifier und dabei insbesondere auf zusammengesetzte Begriffe wird noch einmal ausführlicher im separaten Beitrag „Walters 2. HT-UT-Regel: zusammengesetzte Begriffe“ eingegangen.

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